Dr. Ingo Froböse

Warum kalt duschen gesund und schön macht

Von Prof. Dr. Ingo Froböse
Aktualisiert am 06. Mär. 2019
Kalt duschen

Kalte Wassergüsse sind nachweislich gut für die Abwehrkräfte und machen schön! Ingo Froböse erklärt, warum Sie ab zu zu kalt duschen sollten.

share Teilen
print
bookmark_border URL kopieren

Kalt duschen? Für viele das Gegenteil von Spaß. Schon die Vorstellung, sich morgens statt des behaglich-warmen Wasser einen eiskalten Guss über den Körper rinnen zu lassen, verursacht ein Bibbern.

Dennoch: Kaltes Wasser tut uns gut. Das wusste schon Sebastian Kneipp, der im 19. Jahrhundert die Therapie durch Wasser (Hydrotherapie) populär machte. Wer regelmäßig den Hebel der Dusche oder des Waschbeckens in Richtung blau stellt, hat viele Gesundheitsvorteile.

Was kalt duschen bewirkt

1. Kalt duschen stärkt die Abwehrkräfte

Schon Kneipp wusste um den Effekt der kalten Wassergüsse: Wird der Körper einem Kältereiz ausgesetzt, so lassen sich messbare Unterschiede in den Markern des Immunsystems feststellen, wie eine Studie der Universität Jena bereits 2005 ergab (1) . Zu ähnlichen Ergebnissen kam eine Studie einer niederländischen Forschungsgruppe aus dem Jahr 2015: Sie teilte eine Gruppe von über 3000 Probanden in Warm- und Kaltduscher auf. Bei denjenigen, die über einen Zeitraum von 60 Tagen kalt geduscht hatten, sank die Rate der Krankmeldungen um satte 29 Prozent (2).  

2. Kalt duschen macht die Gefäße munter

Durch wohltemperierte Räume und funktionelle Kleidung ist unser Körper auch im tiefsten Winter keinen starken Kältereizen mehr ausgesetzt. Dadurch verringert sich die Aktivität und Elastizität unserer Gefäße. Denn diese sind darauf gepolt, sich bei Kälte eng und bei Wärme weit zu stellen, um den Blutfluss zu regulieren und die Organe vor der Kälte zu schützen. Wer regelmäßig kalt duscht oder kalte Güsse anwendet, aktiviert seine Gefäße. Und elastische Gefäße sind ein wichtiger Faktor, um Durchblutungsstörungen vorzubeugen.

3. Kalt duschen macht schöne Haut und schöne Haare

Da kalte Güsse durch den oben beschriebenen Effekt die Durchblutung fördern, wird auch unsere Haut besser versorgt, sieht rosiger und frischer aus. Zu warmes Duschen hingegen trocknet Haut und Haar aus. Auch den Haaren sollten wir eine kalte Dusche gönnen: Durch das kalte Wasser schließt sich die obere Schuppenschicht und das Haar wird glatter und glänzender.

4. Kalt duschen steigert die Fettverbrennung

Ein Faktor im Kampf gegen überflüssige Pfunde ist der sogenannte thermogene Lebensstil. Er besagt, dass man sich regelmäßig Temperaturen aussetzen sollte, die außerhalb der persönlichen Komfortzone liegen. Das kann zum Beispiel bedeuten, das Wohnzimmer nur auf 19 statt auf kuschelige 22 Grad zu heizen – oder ab und an unter die kalte Dusche zu hüpfen. Denn durch den Kältereiz, darauf deutet unter anderem eine Studie von 2013 hin (3), wird das braune Fettgewebe angeregt. Dieses Gewebe macht im Vergleich zum weißen Fettgewebe nur einen sehr geringen Anteil in unserem Körper aus und sitzt vor allem am Oberkörper. Wird das braune Fettgewebe aktiviert, so verbrennt es Kalorien und setzt damit Wärme frei.

5. Kalt duschen ist gut nach dem Sport

Kaltwasserbäder beziehungsweise Eisbäder sind ein großer Trend in der Regeneration nach dem Sport. Durch das kalte Wasser wird die Durchblutung gefördert und die Muskeln regenerieren schneller. Zu diesem Schluss kommt eine Studie der australischen Brisbane University von 2013 (4). Allerdings haben Kältebäder den Nachteil, dass sie nur unmittelbar nach der sportlichen Betätigung wirken. Wer sich erst einmal vom Fitnessstudio oder dem Sportplatz nach Hause begeben muss, ist bereits soweit abgekühlt, dass der Sprung ins kalte Wasser keinen Sinn mehr ergibt. Anders dagegen sieht es bei Radsportlern oder Joggern aus. Sie können direkt nach der Ankunft zu Hause vom kalten Wannenbad profitieren. Für alle anderen Sportler erfüllt eine kalte Dusche auch ihren Zweck. Am besten wirkt sie nach einem kurzen Cool-down in direktem Anschluss an das Training.

6. Kalt duschen hebt die Laune

Auf den ersten Blick kaum klingt das seltsam, oder? Aber stellen Sie sich vor, Sie haben sich überwunden und richten den kalten Wasserstrahl auf Ihren Körper. Steigen danach aus der Dusche, die Haut prickelt, wird schnell warm. Das ist zum einen ein wahrer Energiekick, und zum anderen haben Sie schon morgens ein selbst gestecktes Ziel gemeistert – wenn das mal keine Motivation für den Tag ist!

Kalt duschen: So gewöhnen Sie sich an das kalte Wasser

Wer sein Leben lang warm geduscht hat, wird natürlich nicht sofort und vermutlich auch nicht komplett auf kaltes Wasser umsteigen wollen. Probieren Sie es zum Beginn mit Wechselduschen, beginnend mit der angenehm warmen bis heißen Dusche. Anschließend das Wasser auf kühl bis kalt stellen, am besten auf Strahl umstellen, und mit den Füßen beginnen: Am rechten Fuß außen anfangen (die am weitesten entfernteste Stelle vom Herz) und dann rechts außen bis zur Hüfte abduschen. Danach von dort auf die Innenseite des Oberschenkels wechseln und wieder zurück zum Fuß strahlen und am linken Fuß entsprechend durchführen.

Wenn wir dann so richtig munter werden, kommen unsere Arme dran: Am rechten Handrücken beginnen und bis zur Schulter strahlen und an der Achsel an der Innenseite des Arms entlang wieder bis zur Handfläche kühlen. Diese Prozedur wird zwei Mal durchgeführt.

Weitere Möglichkeiten für die Wassertherapie:

  • Gesichtsguss: Lassen Sie kaltes Wasser gleichmäßig über Stirn und Wangen laufen, und das dreimal hintereinander.
  • Auch Wassertreten ist eine schöne Alternative: Stecken Sie die Füße in kaltes Wasser und bewegen Sie sie, zum Beispiel in der Badewanne.
  • Das kalte Armbad: täglich oder mehrmals die Woche, Arme 30-40 Sekunden in kaltes Wasser tauchen

Kalt duschen: Das gilt es zu beachten

Beginnen Sie immer an der am weitesten entfernten Stelle vom Herz und arbeiten Sie dann Richtung Herz.

Eine wichtige Regel der Hydrotherapie lautet: Je kälter, desto kürzer! Das heißt, de kälter das Wasser ist, desto kürzer sollten Sie sich dem Kältereiz aussetzen: Bei sehr kaltem Wasser rund 1 Minute, bei Brunnenwarmen Wasser (16 bis 17 Grad) kann die Behandlung bis zu drei Minuten dauern. Da wären wir dann bei unserer kalten Dusche.

Generell gilt: Wassergüsse nicht zu lange durchführen und anschließend für eine schnelle Wiedererwärmung sorgen, sonst droht eine Unterkühlung und das Immunsystem wird geschwächt. 

Wer sollte auf kaltes Duschen und Wassergüsse verzichten?

Auch wenn Sebastian Kneipp sich durch die Hydrotherapie angeblich selbst von Tuberkulose heilte: Bei Krankheit bitte auf Wassergüsse verzichten! Diese stellen unter Umständen eine zu große Belastung für den ohnehin geschwächten Organismus dar. Speziell bei Fieber sollte unbedingt auf Wassergüsse verzichtet werden.

Ich hoffe, ich konnte Ihnen die kalte Dusche schmackhaft machen. Tasten Sie sich doch gleich heute mit einer Wechseldusche an den ungewohnten Kältereiz heran.

Ihr Ingo Froböse

Schreiben Sie einen Kommentar