Gesunde Ernährung für Kleinkinder

Von Nadine Schmidt mit Expertenrat von Prof. Dr. Kai J. Bühling
Aktualisiert am 25. Jan. 2024
© Pexels/Alexander Dummer
© Pexels/Alexander Dummer

Wenn der Nachwuchs langsam am Familienessen teilnehmen kann, kommen bald erste Fragen auf: Wie gelingt eine gesunde Ernährung für Kleinkinder? Wie kann ich mein Kind für Gemüse und Obst begeistern? Und welche Lebensmittel sind besonders geeignet?

share Teilen
print
bookmark_border URL kopieren

Inhaltsverzeichnis

  1. Von der Beikost zur Familienkost
  2. Was können Kinder essen?
    1. Für Kleinkinder ungeeignete Lebensmittel
    2. Getränke
    3. Angebliche Kinderlebensmittel
    4. Vegetarische und vegane Ernährung
  3. Das Verhalten am Esstisch
    1. Die Kinder für Obst und Gemüse begeistern
    2. Portionsgrößen
  4. Wissen zum Mitnehmen

Nach etwa zehn Monaten kann der Übergang vom Brei zur Familienkost erfolgen. Damit die Umstellung zur gesunden Kleinkindernährung für alle positiv verläuft, hat EAT SMARTER einige Tipps und Tricks für Sie zusammengestellt.

Hier kommen Sie zu unserem Kinderernährungs-Special.

Von der Beikost zur Familienkost

In der Übergangszeit vom Brei zur festen Nahrung sollte Ihr Kind langsam an die neuen Lebensmittel herangeführt werden. Für den Anfang eignet sich beispielsweise das gemeinsame Mittag- oder Abendessen, an dem Ihr Kleinkind in die Familienkost mit einbezogen werden kann. 

Empfehlenswert sind folgende Brei- und Milchmahlzeiten:

  • Morgens: Milchmahlzeit
  • Mittags: Kartoffel-Gemüse-Fleisch-Brei oder Gemüse-Kartoffel-Getreide-Brei
  • Abends: Milch-Getreide-Brei
  • Zwischendurch: Obst-Getreide-Brei

Genauere Infos zum Beikostplan können Sie hier nachlesen.

Die anderen Mahlzeiten des Tages können vorerst noch aus dem gewohnten Brei und der Milchnahrung bestehen. Hierbei kann der Brei schon gröber sein, je nachdem, ob Ihr Kind bereits kleine Zähnchen hat. Die Kleinen haben durch den Brei schon einige Speisen probiert und auch die Verdauung hat sich bereits an verschiedene Lebensmittel gewöhnt und ist ausgereift. Daran anknüpfend kann Ihr Kind in der nächsten Zeit die unterschiedlichen Beschaffenheiten der Mahlzeiten kennenlernen und das Kauen der Speisen üben.

Sobald die Kleinen mit am Familientisch sitzen und interessiert auf das Brot der Eltern schielen, können die Brei- und Milchmahlzeiten langsam an die normale Familienkost angepasst werden. Es gibt dann jeweils drei Haupt- und zwei Zwischenmahlzeiten:

  • Die morgendliche Milchmahlzeit wird das Frühstück zum Beispiel bestehend aus in Milch eingeweichten Haferflocken mit Obst oder etwas fein gemahlenem Vollkornbrot, bestrichen mit Butter und einen Fruchtaufstrich sowie einer Tasse Vollmilch.
  • Mittags kann statt dem Kartoffel-Gemüse-Fleisch-Brei eine normale Mahlzeit wie Nudeln mit Tomaten-Gemüse-Sauce oder Kartoffeln mit Fisch und Gemüse gereicht werden.
  • Abends wird der Milch-Getreide-Brei zum Abendbrot beispielsweise bestehend aus etwas fein gemahlenem Vollkornbrot mit Frischkäse, geriebenem Gemüse und einem Glas Vollmilch.
  • Der Obst-Getreide-Brei wird zu zwei Snacks, die vormittags und nachmittags jeweils angeboten werden können. Hier passt zum Beispiel eine kleine Scheibe fein gemahlenes Vollkornbrot mit Mandelmus und Bananenscheiben oder ein Obst-Gemüse-Smoothie sehr gut.

Merke!
In der Übergangszeit ist es passend, wenn Sie mit einer gemeinsamen Mahlzeit am Tag beginnen und so Ihr Kind langsam an die neue Ernährung gewöhnen.

Was können Kinder essen?

Im Grunde dürfen Kleinkinder gegen Ende des ersten Lebensjahres fast alle Lebensmittel essen, die auch für Erwachsene empfehlenswert sind. Dabei sollte die Grundlage für eine gesunde Ernährung für Kleinkinder viel Gemüse, Obst, Vollkornprodukte, Milchprodukte, mageres Fleisch und Fisch sein. Jedoch gibt es ein paar Lebensmittelempfehlungen, auf die geachtet werden sollten. 

Bei einer gesunden Ernährung für Kleinkinder verzichten Sie lieber auf scharfe Gewürze, insbesondere Salz, Pfeffer, Paprika, Chili, Curry oder Ingwer. Stattdessen können verschiedene milde Kräuter zum Einsatz kommen, um die Gerichte abzurunden. Verzichten Sie dabei bitte auf Minze, da diese Menthol enthält, welches die Atemwege reizen kann.

Am Tisch ist es empfehlenswert, wenn die angebotenen Mahlzeiten in mundgerechte Stücke geschnitten werden, die nicht zu klein sein dürfen, da Ihr Kind sich ansonsten leicht daran verschlucken kann. Zu den Lebensmitteln, die für Kleinkinder ungeeignet sind, gehören unter anderem:

  • kleine Beeren und ganze Weintrauben
  • ganze Nüsse und Samen
  • Hülsenfrüchte
  • große Fleischstücke
  • rohes Wurzelgemüse oder Salatgurken

Diese Lebensmittel können dafür gerne in beispielsweise Pürees, Saucen oder Smoothies verarbeitet werden, sodass Ihr Kleinkind auf diese nicht verzichten muss.

Für Kleinkinder ungeeignete Lebensmittel

Bei einer gesunden Kleinkindernährung bis zum 5. Lebensjahr sind nicht durchgegarte Lebensmittel tabu. Dazu zählen Rohmilchprodukte, rohe Fleischprodukte, rohe Eier und Sprossen. Bei diesen Lebensmitteln ist die Gefahr des bakteriellen Befalls hoch. Da das Immunsystem der Kleinen noch nicht ausgereift ist, kann es leicht zu Infektionen kommen. Daher verzichten Sie besser auf diese Lebensmittel.

Beim Erhitzen der Speisen müssen die rohen tierischen Lebensmittel mindestens zwei Minuten eine Kerntemperatur von 70 Grad aufweisen, um sicherzugehen, dass sie ausreichend lange gekocht worden sind. Ebenfalls sollte bei einer gesunden Kleinkindernährung auf Zucker und und andere Süßungsmittel verzichtet werden, um das Risiko für Übergewicht, Karies und Diabetes gering zu halten.

Honig ist hier auch keine Alternative: Zudem ist im ersten Lebensjahr Bienenhonig ebenfalls nicht empfehlenswert, denn er kann Bakterien enthalten, die sich im Darm bei kleinen Kindern ansiedeln und ein Gift bilden können. Da Honig ein Naturprodukt ist, kann nicht ausgeschlossen werden, dass er Sporen von diesem Bakterium enthält. 

Getränke

Sobald es an die feste Nahrung geht, steigt auch der Bedarf an Flüssigkeit. Für Kleinkinder ist vorrangig stilles Wasser geeignet. Ab und zu darf es auch mal ein ungesüßter Kräuter- oder Früchtetee sein. Bei den Tees ist auf Schwarzen und Grünen Tee zu verzichten, da diese Koffein enthalten. Ebenfalls kann gelegentlich eine Saftschorle mit stillem Wasser gereicht werden. Diese enthalten idealerweise nicht mehr als 1:10 Saft.

Hier kommen Sie zu unserem Artikel über gesunde Kinderernährung.

Angebliche Kinderlebensmittel

Beim Einkaufen begegnen uns eine ganze Bandbreite an Lebensmittel, die für Kinder gemacht sein sollen. Diese sind meistens mit farbenfrohen Motiven und bekannten Figuren aus dem Kinderfernsehen bedruckt und locken so natürlich die Kleinen an.

Überprüfen Sie bei diesen Lebensmitteln immer genau, welche Inhaltsstoffe darin enthalten sind. Meistens stecken in diesen Joghurts, Quarks und Brotbelägen viel Zucker sowie weitere Zutaten, die dick machen und nicht gesund sind.

Vegetarische und vegane Ernährung

Kaum ein Thema ist so umstritten wie die vegetarische oder vegane Kleinkindernährung. Bei der gesunden Ernährung für Kleinkinder sollten Eltern sich immer über die jeweiligen Lebensmittel informieren, die sie für ihre Kleinkinder zubereiten.

Daher kann eine vegetarische Kleinkindernährung bedenkenlos erfolgen, wenn eine ausgewogene Auswahl an Lebensmitteln geboten wird. Eine vegane Ernährung ist für Kleinkinder nicht empfehlenswert, da durch die geringere Bandbreite an Lebensmitteln schneller Defizite bei der Nährstoffversorgung entstehen können.

Merke!
Bei der Kleinkindernährung sollten Sie auf scharfe Gewürze, Salz und Zucker verzichten. Achten Sie außerdem darauf, dass sich die Kleinen nicht an zu klein geschnittenen Mahlzeiten und harten Lebensmitteln verschlucken und sie genug Wasser trinken.

Das Verhalten am Esstisch

Mit zunehmendem Alter steigt auch das Interesse an den Mahlzeiten der Eltern. Daher ist es bei einer gesunden Ernährung für Kleinkinder sinnvoll, mit dem Kind gemeinsam zu essen. 

Unser EAT SMARTER Experte Prof. Dr. Kai J. Bühling verrät im Video einige Tipps, wie Sie Ihr Kind an gesunde Ernährung heranführen können:

Für die Entwicklung und Förderung eines gesunden Essverhaltens ist es sinnvoll, tägliche Rituale einzuführen. Vor dem Essen können die Kleinen beispielsweise in das Tischdecken miteinbezogen werden und bei einfachen Tätigkeiten in der Küche mithelfen. Die Kinder können zum Beispiel Joghurt mit Früchten oder eine Salatsoße verrühren.

Das Essen findet idealerweise an gleichbleibenden Tageszeiten für die einzelnen Mahlzeiten statt, währenddessen ohne Ablenkung durch beispielsweise Fernsehschauen oder das Smartphone gegessen wird. Geeignet sind drei Hauptmahlzeiten und zwei Zwischenmahlzeiten, um Ihr Kind optimal zu versorgen. Dazwischen darf immer gerne Wasser getrunken werden.

Nach und nach werden Sie feststellen können, welche Speisen Ihr Kind bevorzugt. Auch wenn Ihr Kind vorerst viele Gerichte ablehnt, können Sie diese immer mal wieder anbieten und gegebenenfalls in verschiedenen Kombinationen versuchen. Beim Essen ist eben ebenfalls vorteilhaft, wenn Sie betonen, wie gut es Ihnen selbst schmeckt, statt zu erklären, wie gesund bestimmte Lebensmittel sind.

Die Kinder für Obst und Gemüse begeistern

Die meisten Kinder lieben vor allem Süßigkeiten und Fast Food. Damit dies nicht überhandnimmt, können Sie einige Tricks anwenden. Binden Sie Ihr Kleinkind möglichst schon vor dem Essen in den Einkauf und die Zubereitung der Gerichte mit ein. Schön ist es auch, wenn Sie die Möglichkeit haben, Obst und Gemüse selbst anzubauen und die Kinder beispielsweise beim Gießen und Ernten der Pflanzen helfen zu lassen. 

Auf dem Teller können Sie Ihrer Fantasie freien Lauf lassen und farbenfrohe Muster, Gesichter und Tiere aus klein geschnittenem Obst oder Gemüse anrichten. Ein Dip aus Joghurt oder Quark rundet das Gemüse ebenfalls ab und macht Appetit.

Portionsgrößen

Füllen Sie Ihrem Kind lieber weniger auf und lassen Sie es nachnehmen. Auf diese Weise kann Ihr Kind lernen, wie viel Hunger es hat und wann es satt ist. Ebenfalls sollten Sie Ihr Kleinkind nicht zwingen, das Essen aufzuessen. Im Verlauf der Entwicklung ist es normal, dass es zu Schwankungen beim Appetit kommen kann. Lassen Sie sich davon nicht verunsichern, dies gehört zu einer gesunden Kleinkindernährung dazu.

Merke!
Die Kinder dürfen gerne altersgerecht in die Vorbereitung der Mahlzeiten miteinbezogen werden, um die täglichen Rituale zu fördern. Gleichzeitig bekommen die Kleinen so mehr Appetit auf Obst und Gemüse.

Wissen zum Mitnehmen

In der Zeit ab etwa zehn Monaten werden die Kinder verschiedene neue Speisen kennenlernen, bei denen sich der Geschmack der Kleinen immer mal wieder verändert. Somit kann es vorkommen, dass einzelne Gerichte erst mal abgelehnt werden. Lassen Sie sich davon nicht entmutigen und erklären Sie Ihrem Kleinkind stattdessen in Abständen, wie gut es Ihnen schmeckt und betonen Sie weniger, dass die Lebensmittel gesund sind.

Das Essen am Tisch ist ein Lernprozess bei der Ernährung für Kleinkinder, bei der gerade am Anfang einiges daneben gehen kann. Da die Kleinen erst lernen müssen, wie sie selbstständig essen können, sollten Sie stets geduldig sein, denn bei diesem Lernprozess schwankt der Appetit der Kleinen immer mal wieder und es ist normal, dass die Kinder mal mehr und mal weniger essen möchten.

Schreiben Sie einen Kommentar